Kolumne: Frau Muggli und die Mode

Frau Muggli und die Umstandsmode

Frau Muggli hat jetzt noch einmal betont, dass sie sich immer wieder frage, wie es sein könne, dass so viele Golfer im Frühling so mies gekleidet daherkämen. Und sie rede da im Fall nicht einmal von jenen ewiggestrigen Mössiös, die noch immer mit den legendären 7/8-Caprihosen über die Fairways stolperten und im Sandbunker aussähen wie der gestrandete Robinson Crusoe auf seiner abgelegenen Insel im Mündungsgebiet des Orinoco. Und wenn das innovative Hightech-Poloshirt auf Titanbasis (mit Drainagewirkung) auch noch auf dem Bierbauch klebe wie das K33-Haarteil auf der Glatze, wenn der arme Mann aussehe wie einer, der mit der Vespa angereist sei und nun den Töffelm unter dem Leibchen versteckt halte, dann höre bei ihr einfach der Spass auf.

Ganz interessant nde sie übrigens auch, wie sich einige Golferinnen nicht mehr spürten und entsprechend stilistisch vergriffen. Sie selber, die sie noch nie mit einem Topmodel verwechselt worden sei, halte sich, was die Wahl des Outfits anbelange, ja eher zurück. Klar, bei einer LPGA-Proette mache sich ein knappes Röckchen in der Regel super. Aber das liege halt auch an den Schienen. Dass man auf der Tour praktisch keine hässlichen Entlein sehe, sei kein Zufall, denn wer wie eine wabbelnde Wurstwarenverkäuferin aus Sollodurn, eine Naturheilerin von der Hondwiilähöii oder eine Traktoristin aus einem vormals volkseigenen Betrieb im Raume Zwickau-Ost daherkomme, finde ganz einfach keine Sponsoren. Da könne die Kleine dann noch so gut sein. Die Spitze der Spitzengolferinnen sei heute so breit, dass es sich die Industrie bequem leisten könne, in erster Linie die Damen rauszupicken, die Einschaltquoten garantierten.

Leider sei es auf unseren Golfplätzen aber oftmals so, dass sich just jene Ladies, die von der Konstruktion her eher in ihre Richtung tendierten, bekleidungstechnisch völlig schmerzfrei benähmen. Vor allem auch, was die nicht selten verzweifelten Farbkombinationen und gewagten Muster anbelange.

«Können Sie mir erklären, wie es möglich ist, dass sämtliche sozialen und gesellschaftlichen Sicherheitsmechanismen, sämtliche Fallschirme und Notbremsen versagen und den armen Tröpfen gopferteli niemand sagt, dass sie auf einem Golfplatz seien und nicht an der Streetparade?» Nein.

Frau Muggli, inzwischen zur Höchstform aufgelaufen, machte nicht nur die unbegabten Designer für den «Irrsinn» verantwortlich, sondern auch das skrupellose Personal an der Verkaufsfront.

«Ich meine, das Fröilein müsste doch HALT rufen, wenn die Kundin aus der Umkleidekabine trohlät! Aber nein, der Umsatz ist halt wichtiger als die Unwucht!»

Ja und zu Hause komme dann die Familie, die Partnerin oder der Partner ins Spiel. Keiner getraue sich, die «Meinst du das ernst?»-Frage zu stellen, den Mahnfinger hochzurecken und freundlich, aber bestimmt zu kommunizieren, dass das Teil, um es mal sehr positiv zu formulieren, «irgendwie suboptimal» aussehe.

Es sei halt schon so, wie der Herr Bligg in seinem Hit «Manhattan» singe: «Modä cha’ mer chaufe, aber Stil, das mues me ha …»


 

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