Kolumne Frau Muggli und der Lufthansa-Modus

Golfsuisse 03-14

Frau Muggli und der Lufthansa-Modus

Frau Muggli hat jetzt zugegeben, dass sie auf längeren Strecken lieber Business fliege als Holzklasse. Sie möge es halt gerne ein bisschen gepflegt. Nein, also sie sei ja weiss Gott tolerant, aber zum Beispiel Adiletten, die seien ja schon in den eigenen vier Wänden schlimm – aber im Flugzeug schlicht ein  absolutes No-Go. Und erst recht beim Golf. Klar, in den alten Clubs, da seien adrettes Auftreten und gutes Benehmen gar keine Frage. Zur Rangverkündigung, zur GV, zu gesellschaftlichen Anlässen komme man gepflegt. Die Damen chic, die Herren mit Blazer und Krawatte. Da gebe es auch nie eine Diskussion. Alle genössen es, ihrem Freizeitvergnügen mit Stil nachzugehen.

Das werde quasi vererbt. Die Jungen lernten es von den Alten und die Greenfee-Spieler kämen dort gar nicht erst auf die bizarre Idee, in idiotischen Caprihosen oder gar Badeschlappen anzutanzen. Die meisten Captains würden aber so ab 40 Grad im Schatten ein Auge zudrücken und Tenü-Erleichterungen akzeptieren. Mindestens, was Schlips und Sakko anbelangt. Hä ja, es sehe ja auch gschpässig aus, wenn die Herren im Chittel und mit hochrotem Kopf im Garten niedergarten. Was man, falls man es nicht schon von zu Hause mitbekommen habe, auf dem Golfplatz auch sehr gut üben könne, sei der stilsichere Umgang mit Kappen, Mützen und Hüten aller Art.

Um das ein für alle Mal geklärt zu haben: Selbstverständlich lüftet man die Kopfbedeckung, wenn man a) jemanden begrüsst und b) sich am 18. Loch für die schöne Runde bedankt. Und bei diesen Gelegenheiten zieht man c) auch ganz automatisch die Sonnenbrille ab. Ist ja wohl nicht so schwierig. Der Brauch entstand übrigens bereits in der Vorporschezeit (Renaissance), als die  Herrschaften mit einem Oversize-Schlapphut (mit opulentem Federschmuck) balzten. Ja, wenn so ein d’Artagnan dann angesichts einer holden Frau Muggli übers Fairway gockelte, dann wollte er ihr doch in die Augen schauen und demonstrieren, dass er ein Frauenversteher, ein Tiger Woods sei. «Aber achten Sie mal drauf», ereifert sich Frau Muggli, «wie viele Golfer völlig stilbefreit sind. Und wie im Gegensatz zu ihnen die Junioren jeweils reflexartig die Oaklay von der Nase rupfen und das Cap lüften! Schon noch erstaunlich: Heute sind die Kinder äfängs viel besser erzogen als die Alten.»

Bei uns in Sagogn überoben finden die Jungen das Ritual supergeil und können spätestens ab dem 15. Abschlag an nix anderes mehr denken als an den eleganten «Cap-Puccino» auf dem 18. Grün. Ihr Ruedi, erzählt Frau Muggli, sei diesbezüglich eine Schnarchkappe. Vor allem dann, wenn er draussen schlafen müsse – wie grad eben in der silbernen Hochzeitsnacht. Er habe das Jubiläum voll verdrängt! Tja, und als er dann um 2.38 Uhr feuchtfröhlich zu Hause angetanzt gekommen sei, da sei sie also schon mit dem Eisen 9 in der Hand auf der Lauer gelegen (vergleiche Tiger Woodsens Ex). Aber dann habe sie auf den Lufthansa-Modus umgeschaltet und ihrem Ruedi emotionslos beschieden: «Business ist besetzt, du kannst in der Economy-Class übernachten.» Draussen im Semirough.

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