Kolumne Frau Muggli und die 12-Loch-Runde

Golfsuisse 04-14

Frau Muggli und die 12-Loch-Runde

Frau Muggli hat jetzt zugegeben, dass sie auf der letzten sonntäglichen Golfrunde zwei Bananen, 27 gedörrte Demeter-Aprikosen, 81 Mandeln, zwei hartgekochte Eier, eine Tafel Schokolade und drei organische «Taste of Nature»-Riegel vom Typ «Brazilian Nut Fiesta» gefuttert hat. Hat futtern müssen, da sich bei ihr während der achtstündigen Expedition ein leichtes Hüngerli bemerkbar gemacht und sie panische Angst bekommen habe, in der Warteschleife zu verhungern. Persönlich finde sie, dass Runden, die netto länger als viereinhalb Stunden dauern, eigentlich nicht gehen. Denn wenn man das Einchecken davor und das Duschen danach dazurechne, sei man ja bereits bei fünfeinhalb Stunden. Dann noch etwas Kleines essen und trinken – nochmals eine Stunde. Voilà, sechseinhalb Stunden. Realistischerweise müsse man im Clubrestaurant aber mindestens eine halbe Stunde auf Nahrung warten – und runterschlingen wolle man die Spaghetti Carbonara und den leichten (!) Amarone ja auch nicht. Also sei man im Nu bei sieben Stunden, vorausgesetzt man habe auf dem Platz keinen Stau gehabt.

Apropos Stau, die Anfahrt sei da ja noch gar nicht eingerechnet. Machen wir uns nichts vor: Eine Runde Golf ist ein voller Arbeitstag. Und da fragt man sich, weshalb immer mehr Leute immer weniger Golf spielen? Zwei Drittel aller Golfenden begnügen sich mit maximal zehn Runden pro Jahr und die Hälfte davon, also über 30 Prozent, spielt weniger als fünf Runden.
Die drei grössten Schwachstellen im Golf sind erstens die Zeit, zweitens die Kosten und drittens die Golfplätze. Auch wir in Sagogn brüsten uns gerne damit, einen Championship-Course zu haben, was in Wirklichkeit natürlich komplett idiotisch ist, weil die überwiegende Mehrzahl der Golfenden ja weiss Gott keine Champions sind, sondern Spieler mittleren oder fortgeschrittenen Alters. Menschen also, die bloss ein bisschen «zu Gange» sein wollen.
Frau Muggli und einige der weltbesten Golfer plädieren drum für eine Beschleunigung des Spiels und für den Schritt zurück zum Zwölf-Loch-Golfcourse. Neun Löcher seien für viele zu wenig, 18 für viele viel zu viel. Was liegt also näher, als zur ursprünglichen Variante von zwölf Löchern zurückzukehren? Die ersten British Open wurden 1860 in Schottland auf dem legendären Zwölf-Loch-Linkscourse von Prestwick gespielt, und niemand hat gemeckert.

Die Freizeitgestaltung ist ein Verdrängungsmarkt, es gibt zu viele Alternativen. Dies merkt man auch bei der Rekrutierung von Kindern und Jugendlichen: 2013 waren in der Schweiz gerade mal 8,5 Prozent aller Golfenden Junioren. Ja, logo, jetzt bring mal einem Schüler bei, dass es geil ist, einen ganzen schulfreien Tag fürs Golfen mit high-handicappierten Rentnern zu opfern, wo man in derselben Zeit mit Gleichaltrigen abhängen und kiffen, compiüterlen, mountainbiken oder in die Badi gehen, beachvolleyballern oder ganz einfach Seich machen könnte. Vergisses!

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