Kolumne: Frau Muggli und der Swingerclub

Golfsuisse 03-15

Frau Muggli und der Swingerclub

Frieda Muggli hat jetzt zugegeben, dass sie und ihr Ruedi leidenschaftliche Swinger seien. Und dies, obwohl sie selber damit bislang durchs Band weg unbefriedigende Erfahrungen gemacht habe. Nur in den seltensten Fällen sei es ihr nämlich vergönnt gewesen, sich so geil zu bewegen, wie sie das preshotroutinemässig geprobt habe. Ähnlich (aber anders) erginge es ihrem Ruedi, der sich ebenfalls nicht davon abhalten lasse, seine Eisen vor dem Schlag mindestens dreimal zünftig durchzuschwingen. Damit das Gehirn schon mal eine Vorstellung von der bevorstehenden Aufgabe bekomme, wie er sage. Klar, einmal ist keinmal – aber drei Probeschwünge vor jedem Schlag fände sie also schon ein bisschen übertrieben. Meistens würden die Swinger dabei ja auch gleich noch riesige Schnitzel aus dem Fairway säbeln. Souglatt fände sie es immer, wenn die «glattä Siächä» den Ball dann letztlich doch toppen würden. Oder einen plumpen Hacker machten (so wie sie amigs). Und ihr Ruedi habe den Ball bei der Generalprobe sogar schon mal per exgüsi getroffen! Ja! Und hinter einen Baum oder so geprobeswingt. Das sei dann natürlich ganz suboptimal, auch für die Nerven. Und: «Gell, dann muss man den Ball mit einem Strafschlag zurücklegen, egal wo er zu liegen kam, egal ob fünf Zentimeter oder 50 Meter?» Richtig.

Mal abgesehen davon, dass die langweilige Proberei den ganzen Flight verlangsame, müsse sie doch auch enorm kraftraubend sein. «Nehmen wir mal an, ein Golfer braucht für eine Runde 100 Schläge. Und ziehen wir von diesen, sagen wir mal, 50 fürs Putten ab, bleiben immer noch 50 Strokes mit Hölzern oder Eisen.» Multipliziert mit den Probeschwüngen kämen schnell einmal 150 Verrenkungen zusammen, die an der Kondition des Golfers nagten wie der kanadische Biber an der langnadeligen Drehkiefer im Wood-Buffalo- Nationalpark im nordwestkanadischen Alberta. Selbstverständlich gibt es auch Wahnsinnige, die fünfmal Probe schwingen. Oder noch mehr.

Heilandzack! Ja, klar, logo, keine Frage, wenn es um den Sieg im Ryder Cup oder beim Masters geht, wenn der nächste Schlag «derjenige, welcher» ist, okay, dann kann man schon mal fünf gerade sein lassen. Aber wer von uns Mugglis wird denn schon ins europäische Ryder-Cup- Team berufen? Eben.

Was sie also nie mache, sei dieser Zirkus auf den Greens. Liegestütze und allerlei Turnübungen fände sie extrem peinlich. Mit Argusaugen werde nicht nur das Green nach Breaks abgesucht, sondern es werde auch nach unsichtbaren Graswuchsrichtungen und anämischen Ameisen geschnüffelt. Und dies von hinten und von vorne. Dann noch einmal zwei, drei Probeschwünge mit dem Putter, nochmals vier Schritte Abstand, abermals in die Hocke, nochmals spienzeln, zurück an den Ball und dann mit voller Konzentration um Haaresbreite am Loch vorbei. Da müsse sie jetzt halt grad sagen, «Vorbeischieben», das schaffe sie also auch ohne Probenmarathon. Für sie sei das Theater auf dem Grün jeweils fast ein bisschen wie eine Vorstellung von Marco Rima: Comedy vom Feinsten.


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