Kolumne Frau Muggli und der Winterschlaf

Golfsuisse 06-13

Frau Muggli und der Winterschlaf

Frau Muggli hat jetzt verkündet, dass sie ihre Golfschläger eingemottet habe. Vielleicht werde sie noch einmal ganz spontan mit ihrem Mann nach Griechenland reisen (falls der auf die «ganz spontane» Idee käme). Aber die Schläger lasse sie auf jeden Fall zu Hause. Denn erstens sei das am Flughafen immer ein wahnsinniges Theater mit der Eincheckerei des Golfgepäcks und dem Übergewicht etc., und zweitens könne man ja auf den meisten Golfplätzen praktisch nigelnagelneue Testsets mieten. Überhaupt habe sie in der vergangenen Saison wieder einmal festgestellt, dass es absolut keine Rolle spiele, über welche Schläger sie sich aufrege. Ehrlich gesagt sei es Jacke wie Hose, ob sie mit einem mundgeschmiedeten, vergoldeten HONMA-Set oder einem Golden-Bear-Einsteiger-Package für 299 Franken (inklusive Standbag und Putter) um sich schlage. Und über die gemieteten müsse sie sich ja bloss ein paar Stunden lang ärgern und nicht für immer, wie über ihren Ruedi.

Überhaupt seien sowohl die Ehe als auch Golf vom Aussterben bedrohte Freizeitvergnügen – weil viel zu kompliziert. Die meisten Golfer seien über 55 und drei Viertel hätten ein Handicap von über 24. Golf sei aber auch ä huärä türi Sach! Und mit dem Kauf von Ausrüstung und der Platzreife sei es ja schliesslich noch lange nicht getan. Da kämen nebst der Jahresgebühr für den Club die Greenfees auf anderen Plätzen hinzu, die Golfstunden beim Pro, die rosaroten Bälle und die teuren Tees, das Essen und der Wein. Und vor allem: die Zeit. Schliesslich brauche es doch immer fast einen ganzen Tag, wenn man realistisch rechne. Und der Anfahrtsweg sei da noch nicht einmal einkalkuliert. «All-in» seien es mindestens sieben Stunden, denn wenn man vor dem ersten Abschlag die Schuhe gebunden und sich noch gedehnt haben wolle, dann müsse man ja mindestens eine halbe Stunde vor der eigentlichen Tee-Time einchecken. Dann (im Idealfall) viereinhalb Stunden auf der Runde, macht schon fünf. Duschen und so: fünfeinhalb. Und dann etwas Kleines essen und trinken: nochmals eine Stunde. V

oilà, inklusive Aufs-Essen-Warten sieben Stunden verbraten. Kein Wunder, dass sich rund ein Drittel aller Golfenden mit ein bis fünf Runden pro Jahr begnügen. Und 25 Prozent mit sechs bis zehn. Lediglich rund ein Viertel gebe an, elf bis 20 Runden zu spielen. Und that’s it. Vielleicht müsste das Golfen ein bisschen vergnüglicher gemacht werden. Der Fun fehle. Vor allem für den Nachwuchs. 2012 seien in der Schweiz gerade mal knappe zehn Prozent aller Golfenden Junioren gewesen, sagt Frau Muggli. Ja, logo – jetzt bring mal einem Schüler bei, dass es geil ist, sich einen ganzen schulfreien Tag mit high-handicappierten Senioren herumzuärgern, wo er in derselben Zeit mit Gleichaltrigen abhängen, compiütärlän, mountainbiken oder in die Badi gehen, beachvolleyballern oder Seich machen könnte. Tja, Seichmachen gehe auf dem Golfplatz natürlich nicht, da stünde sofort der Marshall auf der Matte. Oder, noch schlimmer, der Captain; das habe sie schon mal ausprobiert. Doch das sei eine ganz andere Geschichte. Nun ist für Frau Muggli erst mal Zeit für den Winterschlaf.


 

Schreiben Sie einen Kommentar