Kolumne: Frau Muggli und das Birdiewasser

Golfsuisse 02-16

Frau Muggli und das Birdiewasser

Frau Muggli hat jetzt angekündigt, dass sie sich nun doch auch einen Chroomschtaalflachmann mit Ledereinfassung (und Scherenschnittmotiv) zulegen wolle. Sie habe das bei den Damen der autonomen Frauengruppe Heidental gesehen. Auf Zypern. So ein Flachmännchen sei eine Bereicherung für jede Golfrunde. Mei, hätten die Aargauerinnen auf den Greens gefeiert und Stimmung gemacht; vorbildlich! Erst ein Schlückchen Birdiewasser, dann ein leises Hüsteln, ein kurzer Hieb aufs Brustbein und dann, mit ordentlich Hitze im Bauch, ein Tiroler Trachtentänzchen. Holdrio! Ja, klar, nach dem vierten Birdie sei die Stimmung schon fast ein bisschen oktoberfestlich gewesen, das müsse sie zugeben.

Die Damen hätten ja nicht nur mit Whisky angestossen, sondern, nachdem der geleert war, auf Rum gewechselt. Superguet, übrigens. Zacapappa oder so ähnlich. Auf alle Fälle 25-jährig. Sie hätten ihn von einem Metzgermeister mit Jahrgang 60 kredenzt bekommen. (Umgekehrt wäre allerdings auch sehr prima gewesen, hihi; also der Rum 56 und der Meister 25 … hihi.)

Dieser Frauenversteher, ein Hüne namens Wäbi, sei es übrigens auch gewesen, der sie in die Geheimnisse des Abklatschens eingeführt habe. Ja, vor dem Schluck aus dem Flachmann müsse man ja zuerst einmal korrekt abklatschen, damit man nicht wie eine Veganerin rüberkäme. Konkret: Wenn einem jemand den Flachmann reiche, dann verlange es die Etikette, dass man mit dem Handrücken, also vielmehr mit dem Rücken der Finger, beiläufig an die Blechguttärä pöppärle. Dann klopfe der Besitzer der Flasche ab und erst jetzt dürfe man fröhlich schluckspechten. Ja, und danach werde nochmals abgeklopft und dann gehe die Flasche zur nächsten Mitspielerin, die ihrerseits wieder abklopfe, bevor man selber abklopfe. Nach diesem Prozedere verfahre man reihum, bis die Buttel wieder bei ihrem Besitzer sei. Klopf, klopf, schluck, klopf, klopf. Die exakte Abfolge erscheine im ersten Moment zwar kompliziert, gehe nach dem vierten Birdie dann aber sehr geschmeidig.

Sie habe übrigens tagelang gegoogelt, könne aber beim besten Willen nicht sagen, woher das Ritual komme. Immerhin habe sie herausgefunden, dass das Birdiewasser-Prozedere bereits im Neuen Testament ein zentrales Thema sei: «Geben ist seliger denn Nehmen» (Apostelgeschichte 20,35). Und Johannes der Täufer berichte im Rahmen der Verwandlung von Wasser zu Wein am Hochzeitsfest in Kana (Johannes 2,1–11) ja vermutlich auch von einer Art Birdiewasser.

Wäbi der Metzger behaupte hingegen, dass das Abklopfritual schlicht und einfach aus dem hohen Norden komme: Nach dem Polterabend würden dem Bräutigam die Hosen verbrannt und die übrigbleibende Asche dann zusammen mit einer Flasche Schnaps vergraben. Funktioniere die Ehe nach einem Jahr noch, würde man die Spirituose ausbuddeln (daher wohl auch der Name Buddel) und sich sur place gemeinsam einen hinter die Binde kippen. Und jetzt kommt’s: Weil an der Flasche naturgemäss noch Ground Under Repair hafte (25-1), müsse man den Flachmann vor dem Trinken eben abklopfen. Prost.


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