Kolumne Bis die «Beachgabel» glüht

Golfsuisse 04-13

Bis die «Beachgabel» glüht

Frau Muggli meint, sie kenne das. Ende der 70er sei sie auch immer schier übergeschnappt, wenn eine ihrer Freundinnen über ihren schönen Parkettboden gestögelet sei. Wegen der hässlichen Abdrücke, die den Boden zur Sau gemacht und den Vermieter zur Weissglut getrieben hätten. Damals habe man zwar noch nicht bei Louboutin, Jimmy Choo oder Manolo Blahnik eingekauft, sondern beim Ochsner – aber die spitzen Absätze der Stögis seien gemeingefährlich gewesen. Anyway, Frau Muggli meint also, dass die Grüns auf den Golfplätzen immer häufiger aussehen wie ihr Parkettboden damals an der Titlisstrasse (nein, nicht Titleiststrasse) in Zürich. Dass das Ausbesserungsbedürfnis von Pitchmarken noch nie sonderlich gross war, ist bekannt. Menschen, die einerseits ihren Garten mit der Nagelschere pflegen und nach dem Autowaschen auch noch den Schlauch waschen (!), kümmern sich oftmals nicht einen Deut um die Qualität des Golfplatzes. Lieber verlieren sie das Matchplay, weil ihnen die Putts am Loch vorbeiholpern, als dass sie sich kurz bücken würden, um ihre Spuren zu beseitigen.

Jetzt nehmen wir mal an, einer ist 89, leidet unter dem grauen Star und in der Hüfte und in den Knien quietscht’s auch. Ja, klar, dann müssen sich halt die Kollegen aufs Grün legen und mit der Pitchgabel rumstochern. Aber unter uns gesagt ist die Chance, dass in dieser Kategorie überhaupt Pitchmarken entstehen, ja dann doch auch eher minim. Es liegt  nun mal in der Natur der Sache, dass nur Bälle, die aus einer gewissen Höhe oder mit einem gewissen Tempo, allenfalls sogar mit Backspin, auf dem Rasen aufschlagen, Löcher hinterlassen. Und wer seine Pitchmarke nicht ausbessert, ganz egal ob er im Glücksrausch ist (weil er das Grün getroffen hat) oder vergesslich (und gar nicht mehr weiss, dass er es getroffen hat), muss eins hinter die Löffel kriegen.

In Sagogn oben halten wir das so, dass, wer gegen diese elementare Regel verstösst, unmissverständlich in den Senkel gestellt und im Wiederholungsfalle nach Hause geschickt wird. Der Ruf eines Golfplatzes steht und fällt nun mal mit der Qualität der Fairways und der Grüns. Wer sein Divot nicht zurücklegt, ist ein ignoranter Schädling – und wer seine Pitchmarke nicht ausgabelt, ein schädlicher Ignorant. Und von beiden scheint es immer mehr zu geben. Im Verlauf dieser Saison habe ich bereits auf x Plätzen Grüns gesehen, die mit Dellen übersät waren wie die Kühlerhaube eines tiefergelegten und verbreiterten SEAT Ibiza aus Werdenberg nach dem schweren Hagelschlag vom 12. April.  Nun könnte man meinen, dass das an den bösen Greenfee-Spielern liegt, die gleichgültig über die Plätze söckeln. Weit gefehlt: Auch auf den exklusivsten und teuersten Privatplätzen des Landes grassiert die Seuche. Die Clubverantwortlichen stehen vor einem Rätsel und können es kaum fassen, dass die Golfenden dermassen unsensibel mit den kostbaren Spielwiesen umgehen. An Frau Muggli allerdings kann es nicht liegen: Sie bessert das Grün aus, bis die «Beachgabel»  glüht. Selbst nach ihrem Lieblingsschlag, dem «Bömp änd Rön» mit dem Eisen 9.


Kolumne Herr Muggli und das Damengolf

Golfsuisse 03-13

Herr Muggli und das Damengolf

Der Schweizer Golfer drischt den Drive im Durchschnitt 210 Meter weit. Ja, ich weiss, Sie sind länger, Herr Muggli. Anyway, nehmen wir an, Sie stehen am Abschlag eins des Buna Vista Golf Sagogn, einem, ab Gelb, 350 Meter langen Par vier. Sie hauen den Ball 210 Meter weit und landen schwups im rechten Fairway-Bunker (tja, drum ist der Hund auch dort, in der Landezone, und nicht bei Ihren gefühlten 240 Metern). Anyway, 350 minus 210, das gibt 140. Ein Eisen fünf also, für den Durchschnittsgolfer. Und nun nehmen wir an, dass es windet. Das tut es dort oben nämlich noch gerne. Dann verlangt der zweite Schlag schon bald nach einem leichten Hübriidli. Von einem kurzen Approach aufs Green kann also nicht die Rede sein.

Ja, klar, die Spitzengolfer, die hauen eine Sieben in den Sturm. Aber machen wir uns nix vor, für Herrn Muggli sind die meisten Plätze zu lang. In den Staaten wurde letztes Jahr ein spannender Test gemacht: Um herauszufinden, wo die Abschläge sein müssten, damit ein Platz realistisch «Even Par» gespielt werden kann, schickte eine Golfzeitschrift drei niedrige Single- Handicapper auf die Runde. Das Resultat war ernüchternd: Selbst sehr gute Spieler müssten deutlich vor den Damenabschlägen aufteen, um den Platz mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit «Scratch» zu spielen.

An solchen Erkenntnissen hat die Schlägerindustrie natürlich nur bedingt Freude. Der Markt wünscht sich vielmehr, dass die Plätze noch länger werden, damit man den Kunden noch bösere Driver und noch längere kurze Eisen verkaufen kann. Die Schlägerhersteller gehen mit den Loft-Angaben dabei übrigens relativ locker um. Nicht erst seit die Verkaufszahlen abflachen, werden die Schlagflächen steiler. Kein Wunder, hauen wir doch heute mit einem neuen Eisen sechs so weit wie vor ein paar Jahren mit dem Fünfer. Kunststück, manche Sechs hat inzwischen nicht mehr 30, sondern bloss noch 25 Grad, entspricht somit eigentlich einem Fünfereisen.

Es ist also nicht so, dass man im Alter länger wird, Herr Muggli. Leider nein. Darum ist es auch völlig gaga, wenn man sich (so wie ich) an den durchtrainierten Tour-Pros aus dem Fernsehen orientiert und wie Anton drauftigerwoodst. Viel gescheiter wäre es, sich ein Beispiel an den «entspannten» Schwüngen der Ladies der LPGA Tour zu nehmen. Die Proetten hämmern nicht drauf wie bekloppt und sind im Schnitt dennoch 230 Meter lang. Und obendrein sehen die meisten auch sehr mehrheitsfähig aus. Wer wie eine wabbelnde Wurstwarenverkäuferin aus Solodurn, eine Naturheilerin aus den Voralpen oder eine Traktoristin aus einem vormals volkseigenen Betrieb im Raum Zwickau Ost daherkommt, findet keine Sponsoren. Da kann Frau Muggli noch so gut sein.

Die Spitze der Spitzengolferinnen ist heute so breit, dass es sich die Industrie bequem leisten kann, bloss jene Damen rauszupicken, die Einschaltquoten garantieren. Und ich wage jetzt einfach mal zu behaupten, dass wir alle besser golfen könnten, würden wir uns mehr für die Damen interessieren. Vor allem für jene der LPGA Tour.


Kolumne Herr Muggli und der Stau

Golfsuisse 02-13

Herr Muggli und der Stau

Herr Muggli schleicht hinter einem 89-jährigen Opelfahrer die Ringgiränggistrasse nach Arosa hoch. Mit 38 Kilometern pro Stunde. An Überholen ist nicht zu denken. Muggli telefoniert mit seiner charmanten Gattin und ärgert sich bis schier zur Unkenntlichkeit über den Opa mit den abstehenden Ohren. Erst trümmelt er mit den Fingern auf dem Lenkrad rum, dann wummert er mit beiden Händen aufs Armaturenbrett ein, bis die Zeiger zucken. Sein Blutdruck steigt, Schaum bildet sich in seinen Mundwinkeln. Frau Muggli kann ihn nicht verstehen, das heisst, sie kann ihn sehr gut verstehen, versteht aber nicht, was er brüllt. Seine Stimme überschlägt sich. Am liebsten würde er aussteigen und der Schlafmütze eins an die Ohren hauen! Genauso wie letzte Woche, als er vor dem Gubristtunnel in diesem vermaledeiten Stau strandete. Und dies «gopfertelli an einem ganz normalen Nachmittag um 15 Uhr 24!».

Nun ist es ja nicht so, dass an der Spitze eines Staus zwingend ein Toter liegt. Viel grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um einen zittrigen 89-Jährigen mit abstehenden Ohren handelt. So kumuliert sich das, aber das wissen Sie ja, es entsteht die berühmte Handorgel und einen Kilometer weiter hinten steht der Verkehr still. So, und genauso funktioniert es auch auf dem Golfplatz. Eine der ganz grossen Herausforderungen der Spielleitung ist es, den «Speed of Play» hochzuhalten. Ich erinnere mich an eine Runde mit einem Golfplatzmanager. Ich will jetzt keine Namen nennen. Vor uns trötschgelete ein Mann mit gelben Hosen über den Platz von Gams-Werdenberg. Und am 15. Loch haute es dem an sich sehr friedlichen Friedli den Nuggi raus und er sorgte persönlich für eine deutliche Beschleunigung.

«Speed of Play», also die Geschwindigkeit des Spiels, ist ein Thema, das sogar die Spitzenspieler auf der Tour betrifft. Und die Strafen für Zeitüberschreitungen sind ziemlich hart: Beim ersten Mal gibt’s eine Verwarnung, beim zweiten Verstoss einen Strafschlag, beim dritten zwei weitere Strafschläge und beim vierten folgt die Disqualifikation. Duuschä, heiga!

Letztes Jahr spielte ich auf Einladung einer namhaften Bank ein handicapwirksames Turnier. Als wir am dritten Loch, einem spektakulären Par 3, aufkreuzten, standen vor uns bereits drei Flights an. Ey, nach sechs Stunden und 38 Minuten kamen wir dann doch noch im Clubhaus an. Ich weiss jetzt nicht, wie Sie das sehen, aber sechseinhalb Stunden dünken mich lang. Drum sorgt unser Marshall dafür, dass niemand einschläft. Und zwar mit Hilfe der beliebten Friedlimethode: «Ball aufnehmen, Loch streichen und zum vorderen Flight söckeln. Und zwar diffig!» Eine Golfrunde dauert viereinhalb, von mir aus fünf Stunden. Aber dann hat sich’s. Machen Sie’s wie Frau Muggli! Sie spielt langsam – aber geht schnell. Zwei Pötts mit dem Pötter, ein Buugi und auf geht’s zum nächsten Abschlag. Vorbildlich. Hinter ihr Auto fahren, das möchte ich jetzt allerdings nicht unbedingt.


Kolumne Frau Muggli und die schiere Gier

Golfsuisse 01-13

Frau Muggli und die schiere Gier

Frau Muggli hat sich für diese Saison vorgenommen, nun doch auch vier «richtige» Turniere oder mindestens EDS-Karten zu spielen. Sie ist der Meinung, dass dies zwar unnötig sei, es aber allen Beteiligten weniger Unannehmlichkeiten bringe, wenn man in den sauren Apfelkuchen beisse und so dem Aktiv-inaktiv-Theater aus dem Wege gehe. Dafür möchte ich ihr danken. Denn eine der langweiligeren Arbeiten eines Captains ist die AHR, die Annual Handicap Review, die jährliche obligatorische Überprüfung der Handicaps aller Mitglieder also. Der Grund, weshalb der europäische Golfverband von Frau Muggli verlangt, pro Jahr vier handicapwirksame Turniere zu spielen, ist bekanntlich der, dass man damit zu verhindern glaubt, dass Handicapschinder (was Frau Muggli selbstredend nicht ist) die tollen Turnierpreise abholen. Doch Hand aufs Herz, was gibt’s denn an unseren Turnieren zu gewinnen? Einen Jaguar? Zwei Wochen Ferien auf Bali? Die Mitgliedschaft im Royal and Ancient Golf Club of St Andrews? Eine goldene Rolex? Nein, richtig, wir reden von einem Golfbag, einem Prostatahölzli vom Vorjahr, einem Regenschirm, einem Reinigungs-Towel mit «Saab Gripen»-Logo oder einer Sigg-Bottle (ohne Logo). Bravo! Man möchte es nicht glauben, aber es gibt tatsächlich Golfer, die in der schieren Gier, ein Turnierli und einen Preis zu gewinnen, ihr Handicap a) absichtlich möglichst hoch halten und b) bescheissen. Leider verstehen hierzulande offenbar noch immer viel zu viele unser kurzweiliges Hobby als Sport. Und eben nicht als Vergnügen. In geradezu grotesker Verkennung der Realität glauben die denn auch tatsächlich, Golf spielen zu können wie ein McIlroy, ein Kaymer oder Ausnahmeathletinnen wie die unglaubliche Koreanerin Inbee Park oder die Dänin Suzann Pettersen. Freunde, das, was wir auf Sky sehen, hat mit uns nichts zu tun. Ich buchstabiere: NIX! Also, warum spielen wir nicht einfach Golf? Mit Betonung auf «spielen». Mit Freunden einen schönen Nachmittag verbringen, sich gemeinsam über zirzensische Annäherungen freuen und vergeigte Putts bejammern, das wäre doch eigentlich die Urform des Golfs.
Und ja, klar, wenn jemand jung ist und hungrig und die Welt erobern und auf die PGA Tour gehen will, dann logo, klar, dann soll er auch Turniere spielen, bis die Arme plampen. Aber unsereiner doch nicht! Herr und Frau Muggli wollen doch bloss ein bisschen draussen sein und im Anschluss an eine heitere Runde ein kühles Bier trinken oder mit einem guten Weissen anstossen und etwas Leckeres essen. Und wenn man das erst einmal begriffen hat, dann wird Golf total entspannt. Immer mehr Clubs setzen deshalb vermehrt auf gesellige Spielformate. Auf Scrambles und Foursomes und Two-Balls etc. Frau Muggli meinte, als ich sie diesen Winter im Skigebiet in Laax überoben traf, dass sie schon noch froh sei, dass sie wenigstens hier oben ohne Wettkampfdruck die Pisten runterkurven dürfe und nicht pro Jahr vier handicapwirksame FIS-Rennen fahren müsse. Denn eigentlich wolle sie doch einfach nur ein bisschen «vorusse» sein. Und sich zwischendurch in der Skihütte einen Öpfelchuächä mit Schlagrahm reinchippen.


Kolumne Frau Muggli und der Söiniggel

Golfsuisse 06-12

Frau Muggli und der Söiniggel

Als Captain sieht man in einer langen Saison viele schlimme Sachen. Klar, zeltende Pfadfinder am See vor dem zwölften Grün, landende Gleitschirmflieger im Bunker, Mountainbiker, die wie Wildsäue quer über die Fairways brettern, freilaufende Rehe, Nilpferde oder Krokodile – das kennt man auch auf anderen Golfplätzen. Als eine Art Herausforderung entpuppen sich bei uns gelegentlich gschpässige Urlauber aus dem benachbarten Ausland. Wahnsinnige, die meinen, man könne auf unserem Golfplatz herumfuhrwerken wie im Chindsgi. Menschen also, die noch nichts von unserem strengen Regime gehört haben.

Neulich sagte einer,  den ich bei über 33 Grad im Schatten dazu zwingen musste, sich richtig anzuziehen, dass es bei uns härter zugehe als in der Grenadier-Rekrutenschule von Isone. Tja, es geht leider nicht anders. Wenn man nicht unmissverständlich auf die Einhaltung der verschiedenen Regeln pocht, wenn man es durchgehen lässt, dass klare Anweisungen nicht befolgt werden, dann wird geplempert wie im Chindsgi, dann schlägt der Ziehharmonika-Effekt voll durch und die Runde dauert sechs Stunden. Dann wird nicht «Fore!» gerufen und dann werden auch die Divots nicht zurückgelegt und die Pitchmarken nicht ausgebessert. Dann ist die viel gerühmte Arbeit unserer Greenkeeper für die Füchse und der Ruf, einen zwar sauschweren, aber hervorragenden Platz zu haben, im Eimer.

Neulich, nach dem Birdie-Open, mussten wir gar einen Gast mit einer Platzsperre belegen. Das ist ja nun etwas, was man sich als Captain zusätzlich zum ganzen Schreibkram auch noch unbedingt wünscht: mit der Spielkommission zusammensitzen, Zeugen befragen und einmal mehr dezidiert Unmissverständliches in die Tasten hauen. Ja, im Nachhinein kann man lachen, weil der Ernst von heute ja bekanntlich tatsächlich der Humor von morgen ist. Aber in dem Moment könnte man den Sünder würgen. Der hatte nämlich den Nerv, zwischen allerlei cholerischen Ausbrüchen (auf dem Grün den Ball einer Mitspielerin mit dem Schuh wegkicken – weil die eh keinen Punkt mehr machen konnte, fluchen wie ein Postkutscher und Bälle und Schläger herumschmeissen) mehrfach sein Gemächt auszupacken, um munter auf die Abschläge der Ladies zu pinkeln.

Doch, Sie haben ganz richtig gelesen! Als die drei Damen, allesamt honorable Members unseres Clubs, beim Abgeben der Scorekarten von dem sonderlichen Verhalten ihres verhaltensoriginellen Flightpartners berichteten, war der Pinkler bereits über alle Berge und der Manager sprachlos. Das Sekretariat verstand die Welt nicht mehr und der Headgreenkeeper sprang im Viereck, weil er die Pinklerei als persönliche Beleidigung und respektlosen, «vermutlich politisch motivierten, terroristischen Säureanschlag auf seinen geheiligten Rasen» empfand. Frau Muggli hingegen meinte trocken, dass es sie am meisten störe, dass er stehend gebrünzelt und sich anschliessend nicht einmal die Hände gewaschen habe, der Söiniggel!


Kolumne Lieber im Landdienst «grasen» Illu

Golfsuisse 05-12

Lieber im Landdienst «grasen»

Jetzt kommen Sie mal endlich aus diesem Rough raus, Herr Muggli! Bringt doch nix! Sie stapfen da seit Minuten im Salat rum wie ein asthmatischer Fliegenfischer in den Untiefen des Hinterrheins! Vom Gemeinen Holzbock wollen wir gar nicht erst reden, den vergessen wir einfach mal, den finden Sie ja dann am Abend bei der Zeckeninspektion, falls Sie sich für die genauso viel Zeit nehmen wie für die beknackte Sucherei im knietiefen Gemüse.

Klar, man haut schon mal einen Ball ins Rough, das passiert selbst den Champions, logo. Paul Rowe, unser Pro in Sagogn, gibt seinen Schülern drei grundsätzliche Ratschläge mit  auf das Lebensfairway, die ich Ihnen nicht vorenthalten will: 1. Hau nicht ins Aus! 2. Meide Sand und Wasser! und 3. Spiel, wenn du deinen Ball im hohen Gras vermutest, ein Prowisuärli! Und wenn das Rough höher als der Saum einer durchschnittlichen Caprihose ist, forget it immediately! In 999 von 1000 Fällen kriegt man den Ball nicht raus, weil man schlicht und ergreifend mit dem Schlägerkopf gar nicht erst rankommt. Und mit dem zweiten und dritten Schlag und dem inzwischen verstauchten Handgelenk wird’s ja bestimmt sowieso nicht gelingen.

Trotzdem dürfen wir bei uns in Sagogn immer wieder Golfkanonen beobachten, die durchs Wiesland sägissen, als ob sie im Landdienst wären, und mit der 56-Grad-Sandsense Grasbüschel um Grasbüschel in den Wind schaufeln. Selbstverständlich ohne Ballkontakt. Nun muss man wissen, dass der Spielbetrieb auf einem Golfplatz gewissen Regeln unterliegt.Eine davon ist die, dass man nicht länger als fünf Minuten nach einem Ball suchen sollte. Und zwar ganz einfach deshalb, weil einem an einem sonnigen Spieltag bestimmt schon der nächste Flight dicht auf den Fersen ist. Drum sollte man auch so langsam und sorgfältig wie möglich spielen – aber gopfertelli auch so schnell wie möglich gehen! Und wenn man das erst einmal verinnerlicht hat, wenn ein schöner Rhythmus zustande kommt und man keine Bälle im Seich draussen suchen und keine Löcher mehr streichen muss, dann verbessert man auch eins, zwei sein Handicap.

Allora, jetzt hören Sie einfach sofort auf, im tiefen Gras rumzuschwurbeln, Herr Muggli. Es bringt nix. Ehrenwort! Sie nerven Ihre Mitspieler, Ihre Verfolger und den Marshall, der Sie ermahnen und antreiben muss. Mit Ihrem hoffnungslosen Gewusel sorgen Sie für einen pfundigen Stau hintenraus, der letztlich dazu führt, dass die Flights, die gegen Ende des Tages starten, mit Stirnlampen, Notproviant und Wolldecken versorgt werden müssen. Sechsstündige Runden haben mit Golf einfach nix zu tun. Und sonst tragen Sie sich doch bitte erst gegen Abend ein. Dann können Sie im Rough draussen gleich Ihr Nachtessen pflücken. Garniert mit den frischen Eierschwämmli aus dem Unterholz  haben Sie im Nu einen prima Saisonsalat zusammen, der sich gewaschen hat.

Aber Vorsicht, gell: Die Rucola-Fötzel, die am Ball haften, dürfen Sie nicht entfernen, die gelten nicht als «loser hinderlicher Naturstoff» (Regel 21). Die Schnecken hingegen schon (Entscheidung 23-1/5). En Guete!


Kolumne Frau Muggli und die Krater beim Loch

Golfsuisse 04-12

Frau Muggli und die Krater beim Loch

Frieda Muggli, 93 Kilo (relativ mittig auf 161 Zentimeter verteilt), klebt mit beiden Füssen am Rand von Loch Nummer 7. Sie hält die Fahnenstange und wartet freudig darauf, dass ihr Mann den Dreimeterpött zum Buugy einlocht. Wäre Frieda Muggli eine Ballerina aus Heinz Spoerlis Ballettkompanie oder Valérie Inertie, jene grazile kanadische Artistin, die im diesjährigen Programm des Circus Knie an und in einer Art überdimensioniertem Hula-Hoop-Reifen anmutig durch die Manege rollt, wäre alles kein Problem. Aber Frau Muggli hat andere Qualitäten. Vor allem aber trägt ihre kräftige Fahnenbedienung wesentlich zum Stromboli-Effekt bei.

Bestimmt gibt es einen «St Andrews»-homologierten Fachausdruck dafür, aber weil sich den keiner merken kann, bleiben wir der Einfachheit halber beim Stromboli-Effekt beziehungsweise beim Strombolieren. Hä? Okay, dann fangen wir halt ganz von vorne an: Wenn unser Head-Greenkeeper Kurt Deflorin (82 Kilo) ein Loch ins Green defloriniert, dann legt er zunächst sorgfältig seine Schablone (eine Art Brett mit Loch) auf den Rasen, damit auf dem diffizilen Grün keine Dellen und Krater entstehen können. Und wenn man weiss, wie pingelig engagierte Golfer darauf achten, den wertvollsten Teil des Platzes nicht zu verletzen, dann versteht man vielleicht, weshalb «strombolierende» Golfer gemobbt werden. Sie sind es, die dafür verantwortlich sind, dass sich um die Löcher Krater bilden, die einem jeden langsamen Putt kurz vor dem Fallen ausbrechen lassen.

Klar erkennt man bei genauer Inspektion, dass das Loch wie ein Vulkan aussieht, bloss, wenn man zu positiv puttet (gell, «pattet», ohne ö, wir erinnern uns) und ein μ (Mü) verzieht, dann isser halt weg. Und wenn man zu vorsichtig ans Werk geht, dann kommt er in den Stromboli-Krater und geniert sich erst recht am Loch vorbei.

Genau so läuft das übrigens auch mit nicht ausgebesserten Pitchmarken: Wenn die gleich nach dem Einschlag sauber gegärtnert werden (von aussen nach innen drücken, Kollegen – und nicht bloss mit dem Tee ein bisschen drin rumstochern!), dann sieht man sie am nächsten Tag bereits nicht mehr. Wir versuchen das den Gästen auf unserem wunderbaren Golfplatz immer wieder «in flagranti» beizubringen: Pitchgabel raus, zack, zack, zack und mit dem Putter flachgedrückt und Ende.

Mit anderen Worten: Liebe Frau Muggli, machen Sie mich nicht waaaahnsinnig! Wir, die wir die Fairways nur vom Hörensagen kennen, weil wir dauernd irgendwo anders rumturnen, wir, die wir uns Schlag um Schlag aus dem Semirough, aus Wasserhindernissen und absurden Bunkern heraus aufs Grün arbeiten, schnappen schier über, wenn unsere Putts nach dem ganzen nervenaufreibenden Scramble – kurz vor dem Loch – wegstrombolieren. Schlurfen Sie also bitte nicht wie ein Trampeltier übers Grün, stehen Sie gopfertelli so weit wie möglich weg vom Lochrand und halten Sie die Fahnenstange entspannt und mit ausgestrecktem Arm! Dann ist das Risiko auch kleiner, dass Sie eines Tages von Kurt, dem Sagogner Grünmonster, ins Loch gesogen und gefressen werden, Frau Muggli!