Kolumne Frau Muggli und das Zecken-Roulette

Golfsuisse 05-14

Frau Muggli und das Zecken-Roulette

Frau Muggli hat jetzt zugegeben, dass sie Anfang August einen zweiten Ball ins Spiel gebracht hat. Aber es sei ein billiger gewesen. Interessant ist ja, dass es noch immer viele Golfende gibt, die sich zwar sackteure Golfbälle poschten, nicht aber den Nerv haben, emotionslos am tiefen Rough vorbeizugehen, in dem das Teil mit den 352 Dimples dümpelt. Furchtlos wird im knietiefen Salat rumgestochert, bis das Eisen glüht und der hintere Flight vor Wut kocht, weil er Bahn für Bahn mit ansehen muss, wie jeder der Wühlmäuse die ihm zustehenden fünf Minuten nutzt, um sein Lölibölläli zu finden. Das Resultat liegt auf der Hand: ein Stau, der sich gewaschen hat. Und beim Einnachten stellen die Suchenden dann unter der Dusche fest, dass sich da so ein schwarzes Bömbäli in einer Hautfalteverbissen hat. Bingo! Der gemeine Holzbock. Der Freund der Turnierleitung: Du erwähnst am Start beiläufig, dass es huärevill Zecken habe, und schon verzichtet die Hälfte des Feldes auf das Borreliose-Roulette in der Magerwiese.

Hinzu kommt ja, dass die meisten Turniere eh «Stableford» gespielt werden, dass Herr Muggli den Ball also getrost aufnehmenkann, nein, MUSS (!), wenn er keinen Punkt mehr machen kann. Suchen bringt goanix.Und wenn der Ball weg ist, ist er halt futsch, das gehört zum Spirit of the Game.
Da kommt mir grad in den Sinn: Ende Juli, also kurz bevor Frau Muggli ihren zweiten Ball ins Spiel brachte, war ich im benachbarten Ausland an einem Turnier. Sauschöner Golfplatz im Allgäu. Aber sechs Stunden 32 dauerte die Runde. Ich wiederhole: Sechsstundenundzweiunddreissigminuten. Handicapwirksam. Das ist dann natürlichein bisschen länglich. Wenigstens war das Wetter sauschön.Während wir also wartend den Pfau machten, schlug unsere Flightpartnerin D. D. (61) mehrfach das Rad und vertrat sich zum Zeitvertreib die Beine im Handstand.Von der Idee, die legendäre 96er-Pferdpauschen-Olympiakür von Donghua Li (Fe-haad Pau-schaan Kü-haa) auf der Bank am siebten Abschlag eins zu eins nachzuturnen, konnten wir sie immerhin abbringen!

Als nächstes Highlight durften wir dafür vom 14. Abschlag aus ein bizarres Schauspielbeobachten: Der Repräsentant eines Golfballherstellers fand lourdesmässig seine ins Rough gehookte Kugel respektive zauberte eine neue gekonnt hervor, als er seinen Distanzmesser aus dem Bag grübelte. Ich predige das ja schon lange: Würde man endlich Rottweiler in den Roughs weiden lassen (oder mindestens flächendeckend Brennnesseln anpflanzen), wäre das Spiel beschleunigt und das Handwedge aus demVerkehr gezogen.

Frau Muggli meinte, dass man sowieso mit der Ballsucherei aufhören solle. Schliesslich müsse man das Teil (falls manes überhaupt finde) ja dann auch noch rausschwurbeln können. Sie selber spiele drum absichtlich nicht ins Rough. Dennoch musste sie jetzt doch auch einen neuen Ball ins Spiel bringen; weil sie ihren bereits die dritte Saison spielte und der «fudiglatt wie ein Pingpong-Bölläli» war. Und «gar keine Pimpels – oder wie die heissen» mehr hatte.


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