Kolumne: Frau Muggli hat den Hangover

Golfsuisse 06-16

Frau Muggli hat den Hangover

Frau Muggli hat jetzt zugegeben, dass sie bis auf weiteres golfmässig pausieren und vor allem auch keinen Alkohol mehr zu sich nehmen werde. Der Grund dafür sei eine Art Überdosis von beidem, denn sie habe gestern zum ersten Mal Hickory-Golf gespielt. Hickory sei sehr speziell, denn so wie anno 1935 über den Platz zu gehen, das sei also schon eine überaus feine, befreiende Sache. Kein Bagaschi, bloss die fünf Schläger aus Hickory-Nussbaumholz aus dem Norden Amerikas (oder aus China). Die Schläger seien Museumsstücke. Vor hundert Jahren seien sie aber das Nonplusultra gewesen. Den Hickory-Golfer beziehungsweise sein weibliches Pendant erkenne man vor allem am ondulierten Gang – und am traditionellen Outfit. Die Dame im weiten Rock, der Herr in Knickerbockerhosen und mit Krawatte. Im Idealfall werde natürlich mit echt antikem Material gespielt.

Aber es gäbe auch eine ganze Menge hervorragender Reproduktionen, die den Spass in keiner Weise mindern würden. Hickorymässig seien die Schweizer Weltklasse – immerhin habe unser Paolo Quirici schon mehrfach die US Professional Hickory Golf Championship gewonnen.

Anyway, viel wichtiger als die Knebel seien die Bälle, der Whiskey und die Zigarre. Wobei es nicht unbedingt eine kubanische «Cohiba» sein müsse, eine «D’Guzmán» aus Costa Rica wäre also mindestens so geeignet. Und beim Whiskey würde sich die Spreu auf den zweiten Neun eh nicht mehr klar vom Weizen trennen lassen, weil alle schon relativ beschwipst unterwegs seien. Es sei nämlich so, dass so eine Hickory-Runde allen Beteiligten ein enormes Standvermögen abverlange. Schon den Beginn der Runde läute man mit einem feierlichen Schluck aus dem Flachmann ein. «Die Runde begrüssen» werde dieses brennende Ritual mit dem Flachmann vom Fachmann genannt. Danach werde jedes Birdie, das sei Ehrensache, mit einem Schluck gefeiert. Und je besser die Spieler desto feuchtfröhlicher werde die Runde. So oder so werde am Abschlag neun die neunte Spielbahn begrüsst. Und nach dem Einlochen werden die ersten neun Löcher mit einem positiven Schluck verabschiedet. Prost nägäli!

Und ja, logo, dann würden auch die zweiten neun, am Abschlag zehn, feierlich begrüsst. Prosit! An der 14 angelangt, wurde die Zigarre gezückt und, jawohl, keine Frage, feierlich begrüsst. Diese vierzehnte Spielbahn habe sie dann allerdings ein bisschen aus der Bahn geworfen, weil sie kurz und heftig habe austreten müssen. Mit grösster Empathie sei sie dann, als sie weiss wie das Grabtuch Christi aus dem Gebüsch gewankt sei, willkommen geheissen worden. Selbstverständlich mit einem schönen Schluck. Man solle die Feste feiern, wie sie fallen, hätten die Hickory-Profis gemeint. Beim achtzehnten Abschlag sei ein vorletztes Mal geprostet worden und nachdem der letzte Putt eingelocht gewesen sei, ein letztes Mal. Nein, ehrlich, es sei eine wunderbare Runde gewesen, meinte Frau Muggli. Die Hickory-Golfer seien eine Art Vorbild in punkto Geselligkeit und Sozialkompetenz. Aber sie habe dann zum Znacht doch nur noch ein Wasser (ohne Löchli) genommen – und für die Rückfahrt ein Taxi.


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